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Writer's pictureJanik Em

Ironman Austria 2021 – Rennerinnerungen

Updated: Oct 8, 2021


Die Nacht habe ich kaum geschlafen und war noch lange wach.

Ich habe noch lange mit einem Triathleten aus Bolivien geschrieben, der mich über Patrick Langes Instagram Story gefunden hat. Er hat in 2 Wochen seinen ersten Ironman auf Mallorca. Wir schreiben über Rennstress und Vorbereitungen.


Ich beruhige mich mit dem Gedanken, dass wir gut vorbereitet sind und jetzt nur noch abrufen müssen und gehe nochmal alles im Kopf durch was ich morgens noch machen muss.


Ich stehe nochmals um 23:00uhr auf und packe noch eine Rolle Isotape in den Rucksack, um damit morgen früh meine Di2 Box abzudecken, damit die Gelflasche mir nicht in die Elektronik spritzt.


Der Wecker ist um 4:00Uhr gestellt, aber ich bin schon um 3:58 wach. Ich stehe auf und mache Kaffee in der Filtermaschine. Beim ersten Versuch vergesse ich das Wasser aus der Kanne in die Maschine zu gießen und als die Maschine nach 2min piept ist nur leicht gebräuntes Wasser in der Kanne. Beim zweiten Versuch funktioniert es dann.

Dann mische ich meine Gels an (6 Gels auf 450ml Wasser x2) – “dear water bottle, this is gel goop”.


Wir frühstücken: 2 Nutella Toasts und eine Banane. Die letzten Bissen bekomme ich kaum runter und muss fast würden – es ist zu früh zum Essen. – „Wie hat Judith in Roth nur 5 Toasts mit Marmelade reinbekommen?“


Wir packen die Taschen: Weiße Tasche = Die Sachen für nach dem Rennen (T-Shirt, Unterwäsche, Socken); Durchsichtige Tasche = Sachen für das Fahrrad (Wasserflasche mit dem ich das Hydration System am Rad füllen werde, Gel Flaschen, 6 Riegel, 4

Salztabletten, Garmin Computer, Kettenöl wenn es nachts auf die Kette geregnet hat); Rucksack = Schwimmsachen (Neo, Schwimmhaube, Brille); Die weiße und durchsichte Tasche packe ich in den Rucksack.


Ich ziehe meinen Trisuit an und nutze extra viel Vaseline im Schritt – das muss heute lange halten.


Lise schaut aus dem Fenster – keine eScooter vor dem Haus! Die Scooter App zeigt einige Roller auf der anderen Seite des Lindwurmplatz. Wir gehen raus und finden 2 eScooter. Wir fahren los aber nach 200m geht mein Roller aus und bleibt stehen. In der App ist die Fahrt schon beendet. Mist, wo ist der nächste Scooter? Auf der Karte in der App steht der nächste Scooter 200m weiter. Ich jogge mit Rucksack bepackt in Flipflops die 200m zum nächsten Scooter – nicht optimal vor dem Wettkampf, aber was bleibt mir übrig? Zu zweit können wir nicht mit unseren dicken Rucksäcken auf einen Roller. Der zweite Roller funktioniert, klappert und rattert aber unglaublich laut! – “was machen Triathleten um 5 Uhr morgens? WECKEN!!!”


Wir fahren bis an die große Kreuzung an der Wechselzone. Die Rampe hoch zur Straße muss ich den Roller schieben, das schafft er nicht alleine. Wir stellen die Roller auf einem kleinen Grassstück ab (René fragt später 3x wo wir geparkt haben)

An der Ampel stehen wir neben einem Profi mit einem superschönen neuen Speedmax – ich suche ihn auf dem Tracker, aber seinen Namen kenne ich nicht.


In die Wechselzone – Das Rad ist da, alles gut. Ich nehme die Müllsäcke vom Lenker und von der Kette – das war gut, die Müllsäcke sind nass vom Regen aber der Lenker und die Kette sind trocken geblieben. Ich drücke meine Wasserflache in mein Trinksystem und schmeiße eine Elektrolyttablette mit rein. Ich klippe mein Garmin an das Rad, verbinde die Sensoren und kalibriere meine Wattpedale. Die 6 Riegel und die restlichen 3 Brausetabletten quetsche ich in die Tasche auf dem Oberrohr. Die 2 Gelflaschen stecke ich in die Halter – puh nichts ausgelaufen. Das Isotape ist nass und kalt und will nicht richtig auf dem Di2 System kleben – naja dann eben ohne. Das Garmin piepst, alles verbunden und GPS gefunden. Ich schalte den “sleep mode” an – “wir sehen uns gleich!“ Nochmal die Reifen gedrückt – Druck fühlt sich gut an. Einmal alle Gänge durchgeschaltet – läuft gut. Niedrigen Gang ausgewählt damit das Anfahren später gut funktioniert.


Auf einmal steht René neben mir. „Guten Morgen, wie geht’s dir?“ Wir gehen rüber zu Lises Rad, auch bei ihr ist alles gut. Auf dem Weg zeigt mir René, wo sein Rad steht. Er hat schon alles fertig. Lise pumpt ihre Reifen nochmal mit René’s Pumpe auf – „Sind meine Reifen auch wirklich gut aufgepumpt?“. Die Dänin neben Lise, die uns am Vortag schon mit ihrem 1-by System aufgefallen ist, ist auch da – “kann sie mit nur einem Kettenkranz vorne diesen hügligen Kurs schaffen?“ „Mach dir keine Sorgen Lise, die sieht nicht nach einem Uberbiker aus! Wahrscheinlich hat sie nur das eine Setup für ihr Rad. „Können wir noch kurz meine Reifen aufpumpen?“ – jetzt bin ich doch nervös und will sicher gehen.

„Ja klar“ – auch meine Reifen sind okay.


Wir gehen Richtung Ausgang. Lise sagt, sie hätte noch eine Wasserflasche mitnehmen sollen, um vor dem Schwimmen ein Gel zu nehmen.

René: “OH GOTT! Meine Gel-Flasche“ – Gel Flasche vergessen – nochmal schnell ans Rad. Ich stelle mich in die Schlange an den Dixi Klos. An dem morgen war ich schon 2 Mal aber der Magen ist immer noch genervt über die Menge Toast am frühen Morgen und die Nervosität geht auch auf die Verdauung. Lise kommt auch zu mir in die Reihe. Jetzt bin ich dran. Im Dixi Klo ist es noch stockdunkel und ich habe viel zu viele Sachen dabei. Jetzt hinsetzen ist viel zu umständlich – vielleicht gleich beim Schwimmstart ohne die ganzen Sachen. Ich pinkel nur kurz.

Ich bin fertig und Lise geht rein. Ich nehme ihre Jacke und weiße Tasche und gebe ihr Klopapier, das ich in weiser Voraussicht aus dem Apartment mitgenommen hatte. René ist auch wieder da. Seine Gelflasche ist am Rad – jetzt ist er auch fertig.


Britta steht am Ausgang der Wechselzone, ist auch aufgeregt – noch 45min


Wir gehen zu Gökes’ Auto, um unsere Sachen dort zu deponieren – die haben ganz schön weit weg geparkt! Wir müssen uns beeilen! Ich werde ein bisschen gestresst. Nachdem wir alles ins Auto geräumt haben und nur das Nötigste dabeihaben, machen wir uns auf den Weg zum Schwimmstart. René will nach 100m nochmal zurück und einen Schluck trinken! Können wir jetzt BITTE los! Ich komme in Zeitdruck und der Stress wird mehr - ich muss ja noch aufs Klo!


Wir gehen an der Pizzeria gegenüber der Wechselzone vorbei, die schon auf hat – alles hell und voll. „Ob die mich aufs Klo lassen?“ – egal, dauert zu lange, schau gleich am Schwimmstart. Wir gehen am Schwimmausgang vorbei, die Straße runter. Links und rechts stehen Wohnmobile „hier zu stehen muss gut sein – wenn man das überhaupt darf?“ Ich muss nochmal (der Darm drückt) – vor dem Schwimmen! – Wir müssen uns beeilen, da ist’s bestimmt voll! – Stress!


Wir kommen an einem Büdchen vorbei mit einem beleuchtetem (!!!) Toilettenwagen ohne Schlange davor. Wir gehen alle – ich unterhalte mich kurz mit einem Holländer in der Schlange hinter uns. René ruft von drinnen: “Janik” – Ich frage “brauchst du Hilfe?“ haha – der Witz macht locker! Schon das dritte Mal Dünnschiss – Man bist du aufgeregt! – Stress! Die Vaseline ist in den Anzug eingezogen – egal muss reichen!


Über die Brücke – die Sonne geht auf!


„Britta, wenn ich dich an der Strecke sehe, sagst du mir ob bei Lise alles okay ist. Dann habe ich im Rennen weniger Stress?“ „Mach ich, aber wenn was ist, stehe ich nicht an der Strecke, sondern kümmer' mich“ – okay das hört sich gut an! Der Eiswagen vor dem Strandbad verkauft Kaffee und Kuchen, aber da habe ich kein Auge für. Ab ins Strandbad – ist das voll hier. Wir suchen uns ein Fleckchen zum Umziehen neben einem Stehtisch. Wir füllen Lises leere Wasserflasche (Wasser ist in ihrem Trinksystem am Rad) und nehmen unsere Gels.


Wohin mit den weißen Taschen? Britta schaut, während wir uns umziehen. Wir ziehen uns um – Viel Vaseline am Hals und unter den Armen, der Anzug darf nicht scheuern! Weiße Taschen müssen wohl draußen vor dem Strandbad abgegeben werden. Aline wünscht viel Glück – Thorsten ist auch bei uns. Wieder Richtung Ausgang um die weiße Tasche zu droppen.

Wo muss ich hin – keiner weiß Bescheid, ich sehe nicht, wohin ich muss. Genervt, Stress – noch 10min! Keiner weiß wohin, wir laufen rum wie Hühner im Stall, ich bin richtig genervt! Auf einmal neben mir eine große grüne Mülltonne mit weißen Taschen drin – aha also hier rein! STOPP! Da stehen vorne Startnummern auf den Tonnen. Richtige Tonne gefunden, weißen Beutel zugeknotet und rein-geschmissen.



Ab zum Start! „Tschüss Britta, danke für alles!“ – große Umarmung! „Ihr schafft das!“ Ab in den Startblock! „Ciao René, du packst das!“ – Schulterklopfen. Startblock „1h bis 1:10h“ – daneben „1:10-1:20“ für Lise. Wir stehen nebeneinander mit dem Absperrungsgatter zwischen uns. Sie hat ihre Flip-Flops vergessen. Ich gebe ihr meinen rechten, um darauf zu stehen. Die nasse Wiese ist kalt. Von links reihen sich die schnellen in ihren Startblock – krass die mit ihren goldenen "Ironman Legend" Schwimmkappen – die müssen schnell sein!


Dann starten die Profis! „GO Caro!!!“ „GO Sarah!!!“ GUN!!! Herzfrequenz hoch – ich bin aufgeregt, aber zuversichtlich. Die Dänin läuft vorbei – schwimmt die so schnell? Die ist in Frankfurt doch nur 1:40 geschwommen!


Wo muss ich gleich hin? Hintenrum in den Startkanal? Das ist weit! Ich sehe nicht wohin! Wieder Stress! Fistbumps an die vorbeigehenden Schnellen – ich versuche ich abzulenken. Ein Helfer kommt und bereitet das Gatter vor mit zum Öffnen vor – aha also gleich einfach hier raus, gut!


Dann geht der Zaun auf "Bye Lise" – wir sind beide super emotional. Sie weint, weiß nicht, ob sie es kann! „You got this!! Sage ich ihr, umarme sie und gebe ihr einen Kuss über die Absperrung hinweg. 3 good-luck kisses – Ich mache mir Sorgen um sie: Hoffentlich hält ihr Fahrrad! Wird ihr Magen ruhig sein oder bekommt sie wieder Krämpfe! Die Radstrecke ist kurvig und gefährlich! “Please be careful!”


Ich ziehe meine Flipflops aus reihe mich in die Menge ein und werde mitgetrieben. Letzter Augenkontakt mit Lise – sie packt das schon!


Jetzt Fokus auf mich. Da vorne geht’s ins Wasser, einreihen! Noch 3 Athleten vor mir – Uhr-Check – GPS ist da, Schwimmen aktiv! Plötzlich stehe ich vorne mit dem Arm des Freiwilligen vor mir – wenn der runter geht, geht’s los! 4, 3, 2, 1, der Arm geht runter, ich laufe los zum Wasser. Da liegt die Messmatte auf dem Sand – also Uhr gedrückt! Auf geht’s! Ein paar Schritte ins Wasser, dann einen Bauchplatscher damit es die Brille nicht vom Kopf reißt.


Die ersten Kaulzüge – jetzt den Rhythmus finden! Das Wasser ist klar und warm – eigentlich ganz schön! Kurz gesichtet – wow sind das viele Schwimmer. Oh, die schwimmen ja alle langsamer als ich – bleib locker, nicht überpacen! Das Wasser ist klar, weit unten kann ich noch den Grund erkennen! Sichten ist einfach mit der Sonne im Rücken. Die neue Brille ist super, die frische Anti-fog Beschichtung zahlt sich aus. "Ironman is happening!!! Finally!!! Yesss! Bleib in deinem Rhythmus und bleib locker!" Die ersten paar hundert Meter sind geschafft, die ersten Richtungsbojen passiert.


Da kommt einer von links ohne Ärmel am Neo – der ist ein bisschen schneller als du! Vielleicht kannst du da ein bisschen dranbleiben, versuch's mal! Oh, das geht gut – der zieht dich mit! Bleib dran, das sind jetzt deine Füße! Eine Boje nach der anderen zieht vorbei.

Da vorne kommt die erste Wendeboje – kurze Zeitrechnung, oh du bist schnell unterwegs. Da kommt die Wende – verlier die Füße nicht, das geht so gut dahinter! Viele Schwimmer – bleib an den Füßen! Ich kitzle ihn ein paarmal und komme mit meinen Händen an seine Füße – das muss ihn nerven, pass auf, dass er nicht versucht sich freizuschwimmen! Erste Kurve geschafft, es geht eigentlich noch locker! Seegang! Beiß dich durch und immer den Füßen nach!


Nächste dreieckige Boje – ist das schon die nächste Wende? Die schwimmen alle weiter geradeaus! Ist nur eine schlappe, runde Richtungsboje, die aussieht wie ein Dreieck! Nächste Wende – Wenn die richtig bei 1700m liegt, bist du absolut top in der Zeit! Bleib schön an den Füßen dran!


Jetzt geht’s der Sonne entgegen „was erleben, einen heben und Bikinis erleben! Und ich sag: ehhh ab in den Süüüüden, der Sonne hinterher!“ – Na wenn du noch singen kannst, scheint es ja ganz gut zu gehen! Ich sehe nur wenig, aber die Füße vor mir sehr gut und bleibe dran. Die Füße schwimmen ab und zu einen Zug Brust, um zu sichten, dann bin ich auf einmal wieder neben ihm, aber ohne den Wasserschatten ist er schneller und ich gehe wieder hinter ihn, schaue kurz ob die Richtung stimmt und bleibe weiter dran. Ey dem musst du am Ende einen ausgeben – der zieht dich und sichtet für dich! Danke!


Am Eingang des Lendkanals zeigt die Uhr 42min – was ne Zeit! GEIL! Und immer noch relativ locker. Dann im Kanal – Bah hier ist Gegenströmung, ich komme aus meinem Flow und fühle mich, als ob ich auf einem Laufband schwimme, die Füße sind weg, viele Schwimmer um mich rum. Ich muss mich gegen andere behaupten! Das Wasser ist trüb und aufgewirbelt.


Da vorne kommt die weite Linkskurve, ich finde mich in einem Ellbogenkampf, bekomme von vorne einen Tritt gegen die Uhr – kurzer Check – Puh, die Uhr läuft noch, nix passiert. Ich höre die Zuschauer am Rand – das Gebrüll kommt als dumpfes Geräusch bei mir an. Siehst du Britta am Rand? Nein lieder nicht.


Unter der Fußgängerbrücke durch - Zeit noch immer top. Kurze Rechnung: schaffst du unter 57min? Das wäre ein 1:29er Schnitt, WAHNSINN!


Da sind schon die Boote links, jetzt rechts rüber zum Ausstieg, oh das war zu weit – Ein paar Griffe voll in die Matsche, bah! Jetzt nach rechts weg, coole Rollwende. Das hat Spaß gemacht! 57min durch – egal immer noch richtig gut! Aus dem Wasser, mega geschwommen! Danke an die Füße!


Großes Getorkel, die Beine fühlen sich komisch an! Aline steht links am Rand „SUPER JANIK!!!“ – grinsen fürs Foto! Jetzt über die Brücke! Neo runter bis zur Hüfte

Locker laufen und keine Krämpfe riskieren! Ein paar andere Athleten sprinten vorbei, einer verliert was und muss zurück – großes Chaos! „lass die machen und mach dein Ding“! Immer weiter zum Rad.


Neo aus geht gut, blauen Sack auf, Helm, Nummer und Schuhe raus; Neo, Kappe und Brille rein! Sieht so wenig aus, hab ich alles? Ja! Loslaufen mit dem Rad, Garmin an! Aus der Wechselzone geht es eine kurze Rampe über roten Teppich bergauf – auf den Radschuhen ist es rutschig – um die Kurve, 2x rechts, da ist die orangene Linie, jetzt geht’s los!


Aufs Rad, click, click, beep (die Schuhe sind in die Pedale geklickt und das Garmin läuft). Alleine über die erste Kreuzung – in der Mitte stehen die Kommentatoren und heizen die Menge ein. „For this next guy, go absolutely crazy!!!“ ROOOAAR! Ich bin voller Euphorie “Yeaaahhh”!!! 250 Watt oups!


Hinter der Kreuzung in die Aeroposition und den ersten Riegel aus der Toptube Tasche geholt. Rechts der erste Fotograph – Riegel in der Hand versteckt fürs Foto! Riegel auf und ab in den Mund! Rechts der nächste Fotograph – scheiße, gleiches Kaubild wie in Maastricht – egal ist lustig!


Der erste Anstieg – pass auf deine Watt auf! (% Steigung x 10 Watt + 180 Watt) geht gut, weiter so! Beim Fahren die letzte Aktivität auf der Uhr gecheckt – Schwimmzeit 57min54sek – Was eine Zeit – GEIL! Start war um 7:21, okay 17:21 ist ein 10h finish – Let’s see! Cruisen auf den ersten km – ok weniger als 180km, “hey du machst grade deinen ersten Ironman! Stark!“


Mir kommt ein neues Speedmax entgegengerollt – „War das Caro?“ – in der nächsten Kurve steht ein Mechanics Motorrad – shit dann war bestimmt was an ihrem Rad. Vor ein paar Tagen noch von meiner Angst vor einem Platten nach 10km erzählt und jetzt hat sie es erwischt! Mist! Okay Fokus wieder auf dich!


Erste Abfahrt, steil mit vielen Kurven. Ich muss hart in die Bremsen. Tsching Tsching Tsching Tsching – scheiße die hintere Bremse schleift nach 5km – Oh oh, damit jetzt noch 175km??? Ein paarmal mehr an der Bremse gezogen, das böse Geräusch ist weg! Glück gehabt!!!


Die ersten 15min durch, der erste Schluck Gel – alles top, läuft doch!

Der Ernährungsplan auf dem Rad: Stunde 0 und jede volle Stunde einen Riegel, die 15, 30, und 45min dazwischen immer einen Schluck Gel!


Auf die Bundesstraße nach Stankt Veit – Pass mit deinen Watt auf: 190NP, das ist zu viel – runter damit! Geil hier auf der Landstraße, das macht Spaß! Kopf runter, 36kmh, pass auf die Watt auf! Es ziehen viele vorbei, krass sind die schnell, was treten die bloß? Sind das die schnellen Radfahrer, die nicht schwimmen können? Ätsch ich war schneller im Wasser!


Wow, die Straße ist saulang, wo ging’s hier nochmal ab? Es geht bergauf, eine größere Gruppe zieht vorbei – egal, Fokus auf die eigenen Watt! Der Schritt ist kalt, der beste Freund taub! Das Garmin zeigt 10,3 Grad, aber mir ist eigentlich warm! „Hallo! Aufwachen!!!“ - Die Sitzposition geändert, hoffentlich hilft das!


Abfahrt von der Bundesstraße, der erste größere Teil ist geschafft, noch 150km! Das sind wir im Training gefahren, keine 180km mehr, das läuft gut! Rechtskurve – ANSTIEG! Oh, ist der steil! Das Garmin zeigt einen 34er Schnitt, mal sehen, wie lange der hält! Nächster Riegel, jetzt nur noch 4, das geht ja! Der 15min Alarm an der Uhr funktioniert super! Scheiße ich krieg den Riegel nicht auf, die Hände sind zu kalt! Ich versuche ihn aufzubeißen und beiße 3 mini-Ecken ab! Mist! Die vierte Ecke geht auf, na endlich! Riegel gegessen und weiter, immer schön mit Wasser dazu! Ein Fotograph steht an der Seite! Daumen hoch, Zunge raus! YEAH!!!

Links ab, endlich oben! Ist das schön hier! Wieder in die Aeroposition, pass auf die Watt auf! In Sankt Veit – Verpflegungsstelle. Ich brauche nichts, hab noch alles! Ich fahre weit links, halte Abstand zu rollenden Flaschen und herumlaufenden Freiwilligen – scheiß Kopfsteinpflaster! Die Stimmung ist gut – ich grinse und geben ein paar Daumen hoch – geht gut bis hier hin! Mechanical Tent direkt nach dem Kopfsteinpflaster – das hat bestimmt seinen Grund!


Das Dorf ist hinter mir – gut, finde deinen Rhythmus wieder! Die Straße ist eine Achterbahn – immer wieder rauf und runter! Ein Joern auf einem gelben Cervelo überholt, reiht sich ein, nimmt raus und wird langsamer. Ich gehe wieder an ihm vorbei. Dann überholt er wieder. Das Spielchen 3x! „Ey, nicht nur beim Überholen drücken“ rufe ich rüber und zieh wieder an ihm vorbei! Hoffentlich bleibt er jetzt dahinter!


Ich will einen Schluck Wasser trinken und ziehe Luft aus dem Strohhalm des Trinksystems! Schon leer? Scheiße! Hätte ich in Sankt Veit doch nachtanken müssen! Ich habe den Bike Guide mit den Km-Markern der Verpflegungszonen auf den Aerobars kleben. Noch 15km bis zur nächsten Verpflegungsstelle – na super! 30min ohne Wasser! Mist! Ich verfolge weiter meinen Ernährungsplan und hoffe, dass ich schnell wieder trinken kann!


Kurzer Anstieg in Feldkirchen und da ist die nächste Aid Station! Endlich Wasser! Eine Flasche angenommen und in das Hydration System gedrückt! Elektrolyt-tablette nicht vergessen! Ich hole die Zipp Lock Tüte aus der Tasche auf dem Oberrohr. Shit die Tabletten sind gebrochen! Naja, dann halt eine halbe und zwei Viertel rein! Weiter geht’s! Der linke Hüftbeuger zupft ein bisschen, jetzt bloß keinen Krampf – großer Schluck Elektrolyt Wasser! Hoffentlich merke ich das später nicht beim Laufen!


Lange Abfahrt, laufen lassen! Ja, das auch! Schön das linke Bein grade, den Hintern nach links vom Sattel und von der Hacke tropfen lassen – welch‘ Erleichterung! Hoffentlich hält der hinter mir seinen Windschattenabstand! (Das Spielchen wiederholte sich 6mal auf der Radstrecke – genug getrunken habe ich auf jeden Fall!) Die Abfahrt ist lang – Aerotuck, 120w, 50kmh, ist das geil! JUHUUU!


Links Kurve – mir kommen Athleten auf der anderen Straßenseite entgegen! Oh, das ist schon das kurze out-and-back Stück auf der ersten Radrunde, gleich schon bei 80km, dann weniger als 100 noch! Auf geht’s!


Wende! Ging das grade hier bergab? Muss ich da jetzt wieder hoch? Shit die Beine werden schwerer! Auf der Garmin Karte rausgezoomt, wo bist du, wie weit noch? Hast du überpaced? 187NP, das ist zu viel! Mach mal ruhig jetzt!

Am Ende des out-and-back Stücks kurz die Strecke nach hinten gescannt, sehe ich Lise schon? Nein!


Auf den letzten Metern der ersten Runde von Krumpendorf bis Klagenfurt! Geht´s hier eigentlich bergauf? Warum sind die Beine schwer? Oh man, das wird noch lang!!! Wieder rein nach Klagenfurt, hier ist Stimmung an der Strecke! Auf dem Mittelstreifen stehen 2 Jungs in pinken Hasen-Einteilern und haben eine dicke Box am Start! Geil! Große Party! Das motiviert!


An der Wechselzone vorbei – „see you soon!“ „... ALLES GUT JANIK!“ das war Britta auf der rechten Seite! Das hört sich gut an, dann läuft’s bei Lise! Shit, es läuft bei Lise! Dann muss ich mich ranhalten!


Jetzt kommt der Streckenabschnitt, den wir 2 Tage vorher getestet hatten! Halt die Watt bei 170! Lass sie alle fahren, die holst du dir beim Laufen wieder!

Die Verpflegung läuft super! Immer genau zum richtigen Zeitpunkt. Ich habe nie Hunger aber zwinge mir die Riegel rein! In der Aeroposition kommt ab und zu ein bisschen Riegel wieder hoch, aber der wird dann kompromisslos mit Elektrolytwasser wieder runtergespült! Alles muss drinbleiben!

„JANIK MEGA MEGA! GIB GAS!“ Blick über die Schulter – da Stand Ralf am Straßenrand! Danke Ralf! Ich bin immer noch traurig, dass er nicht starten konnte, aber top fürs Anfeuern. Das ist bestimmt auch nicht einfach! Ich habe ein bisschen schlechtes Gewissen, dass ich sauer auf ihn war, dass wir uns vor dem Rennen noch getroffen hatten, obwohl es ihm schon nicht gut ging – der Arme!


Fokus wieder auf das Rad – weiter am See längs! Warum geht’s hier immer bergauf? 110km – der Kurs biegt ab, mir kommen Radfahrer entgegen. Okay, hier sind wir. Die Faakersee Runde, wenn du gleich wieder hier bist, sind es noch 30-40km, aber dann direkt erstmal Rupertiberg!


Mir kommt ein Motorrad entgegen „zweite Frau“ steht auf einem Schild am Windschutzschild! Oh, die sieht auch aus, als ob sie kämpft!


Moment, hier geht’s runter, da musst du gleich wieder hoch! Die Beine sind müde, jeder Anstieg wird jetzt im Stehen gefahren – die (%Steigung x 10w + 180w) Regel über Board geworfen, halt die Watt bei 180! Dicke Beine – langsam – der schnitt sinkt – Mist!


Anstieg zum Faakersee – fuck ist das steil! Der Ösi am Rand feuert an „HOP HOP HOP!“ – „warum habt ihr hier so viele Berge hin gebaut?“ – Ich finde das witziger als er! Kannst ja noch scherzen – Galgenhumor? „DA VORNE GOAT ES OBI! – von wegen! Drei Mädels ziehen an mir vorbei – „Go Lilli!“ „Auf geht’s Anne!“ Mit Anfeuerungen an die Anderen lenke ich mich ab!


Rechts liegt der See – toll, muss bestimmt schön sein hier! Aber dafür hab ich keine Augen mehr! Auf dem folgenden Downhill die Mädels wieder eingeholt! Genau wie mit Lise! Sie am Berg vorne, ich wieder bergab!


Weiter geht’s, auf der Garmin Karte kommt die gefahrene Strecke näher, okay gleich ist die Faakersee-Runde geschafft! Dann geht es bergauf, Rennradfahrer kommen mir entgegen. Das muss das Ende des Felds sein. Okay, dann kommt gleich Ruperti, sei bereit! Hier geht’s hoch... ist er das schon?


Nein, DAS ist er. Unverkennbar steigt die Straße vor mir als senkrechte Wand an und verschwindet im Wald. Rechts steht ein Steinsockel „Rupertipass – 2,7km – 100-irgendwas Höhenmeter“, okay also bis 153,7km auf dem Garmin, let’s go! Shit, jetzt schon keine Gänge mehr nach unten, auf in den Wiegeschritt – oh man die Meter kriechen vorbei – ab 7 Schieben oder wie war das?


Viel Kreide auf dem Boden. Es wird wieder angefeuert! Ich bekomme ein müdes Lächeln für die Zuschauer hin. Es wird wieder flach, schon vorbei? Ne, bis 153,7 ist’s noch ein Kilometer. Da vorne geht’s weiter hoch – also jetzt kurz verschnaufen, Watt niedrig halten! Den LETZTE Riegel futtern und dann gib ihm!


„HEEEY JANIK! AUF GEHT’S, GLEICH HAST DU MICH WIEDER!“ Thorsten fliegt vorbei. Scheiße, wo hat der die Körner her? Ok, Thorsten nicht aus den Augen verlieren! Endlich oben am Rupertiberg und das erste Mal Pipi in den Augen. An jedem Anstieg im Training wurde an den Rupertiberg gedacht und jetzt war er geschafft – schluchts!


Jetzt sollte es nur noch runter gehen bis nach Klagenfurt! Ha, Pustekuchen! Da waren noch ein paar Rampen drin! Mal Thorsten vorne, mal ich – wir wechseln uns ab! „Ich dachte nach Ruperti ging’s nur noch runter!“ „Ne da kommen noch ein paar Gegenhügel!“ Die Antwort von dem, der hier schon 2019 gestartet ist – Na super!


Die letzten 15km ging es dann wirklich bergab! Kurz Kopfrechnen: auf dem Garmin stand ein 30,8kmh Schnitt. Mit der restlichen Zeit muss ein 39er Schnitt her für den 31er Schnitt! Also Aerotuck und Feuer den bergrunter! 43-44kmh, cruising, geil! Wieder ein paar eingeholt, fast geschafft! Geil! Dahinten ist Thorsten! Läuft doch! Garmin Karte auf, dahinten war der Start nach T1, fast da!

Da ist der 31er Schnitt – GEIL! Noch weniger als 5km – das läufst du zur Not! Jawohl, Radfahren ohne Pannen überstanden! Jetzt kommst du schon irgendwie an!

Letzte Kurve, raus aus den Schuhen. Denk linken fast verloren, Glück gehabt!

Links steht Britta: „..... HINTER DIR!“ – das muss heißen Lise ist direkt hinter dir, na dann holt sie mich bestimmt noch ein. Mal sehen, wie lange ich davor bleiben kann.


Vor mir steigt einer mit Vorwärtssalto ab und kullert über die Dismount Linie, rechts bleibt einer schon zu früh stehen – was ein Chaos! Wie gut, dass ich jedes Radtraining mit einem Dismount beendet habe – rechtes Bein rüber, zwischen linkem Bein und Rad durchgesteckt, abgestiegen, weitergelaufen – SMOOTH! NICE, das war gut!


Ab zu meinem Platz, Laufen tut gut – endlich aufrecht! Rad weggehängt, Garmin in die Toptube Tasche – sicher ist sicher! Rote Tüte auf, Sachen raus – was brauche ich? 4x SiS Gel, Kappe, Schuhe! Die Sonnenbrille brauche ich nicht! Hingesetzt und Schuhe an – jetzt noch einen Marathon, na schauen wir mal, wie das geht! Neben mir kommt ein Mädel an, die ich oft auf der Radstrecke gesehen hatte – „Hey Lilly, Good Job!“ – Keine Antwort, naja auch gut! Schuhe an, nochmal alles gecheckt! Gels in den Anzug, Kappe auf, „Ciao, Rad!“


Richtung Laufkurs, gleich musst du nochmal pinkeln! Waren 6 Mal auf dem Rad nicht genug? Aber nicht wieder laufen lassen wie in Maastricht. Da haben die Laufschuhe so gestunken! Okay erstes Dixi dann.


An den ersten Volunteers vorbei – „AUF GEHTS JETZT“ „Joa bin ja gleich da!“ – Schon wieder ein Witz, muss dir ja noch gut gehen! Wo ist hier eigentlich der Start? Bin doch schon auf der Straße... naja dann drücken wir mal! Peep! Die Uhr läuft! Jetzt nicht überpacen! Ich peile einen 5:00min/km Schnitt an. 4:45min/km – Mist, jetzt chill dich mal!


Oh, die Brücke über den Kanal hoch, na dann schauen wir mal! Über den Kanal, hinten wieder runter, wo ist der flow? „GO JANIK, AUF GEHT’S!“ – Da ist ja Caro, schon fertig geduscht! „Was ist los?“ „Platten nach 5km“ „Ach scheiße“ „Egal, fokussier dich auf dich!“ Ok mach ich – aber trotzdem doof!


V-Kreuzung – wohin jetzt? Ich mache ein Handzeichen – links? Rechts? „LEFT LEFT LEFT!!!“ Okay danke lieber Volunteer! Also da lang! Blick auf die Uhr – 4:45min/km, shit, mach jetzt mal langsam! Lange Rechtskurve – auf dem Boden steht: „Wer schnell beginnt, stirbt schnell!“ Oh, wie recht sie damit haben! Scharf links. Lass laufen und überpace nicht! Ich muss pinkeln! Laufen lassen? Ne Maastricht war so fies! Das Dixi kommt bestimmt gleich! Wieder scharf rechts, pass bloß auf die Knöchel auf, nicht umknicken! Linkskurve über ein Wiesenstück! Nicht umknicken!!! Unter dem Tunnel durch und wieder links – ersten 2km geschafft! Weniger als 40km to go! Auf geht’s!


Da ist die erste Verpflegungszone, wo ist das Dixi? DA! Dixi Tür an fokussiert und drauf zu! HALT HALT HALT, YOU NEED A BAND!!! „Was? Fürs Dixi nen Band?“ Ach ne, erstes Rundenband! Na, dann her damit! Die freundliche Dame streift mir mein erstes gelbes Haargummi über den rechten Arm! Jetzt aus dem Weg ich muss pinkeln! Endlich Dixi, endlich Erleichterung! Boa 4 Gels im Anzug ist mega unbequem! Die rutschen überall hin! Naja, wird ja weniger!


Wieder draußen, ich greife mir noch ein Wasser und ein Maurten Gel für nach 20min. Der Verpflegungsplan für den Marathon lautet: Stunde 1, 2 und 3 ein SiS Gel und die 20 und 40min dazwischen Maurten Gels! Mich greift von hinten jemand an den Hüften. Wer hat’s denn jetzt so eilig, das muss doch nicht sein, oder? HEEEEY JANIK!!! DA BIST DU JA! Thorsten ist grinsend neben mir! Mein Ärger schwingt sofort um in Freude ihn zu sehen! Thorsten war in der Wechselzone auf dem Dixi und jetzt hatten wir uns wieder getroffen! „hey Thorsten, wie geht’s dir?“ „Gut so weit! Ich laufe zu schnell!“ „Was läufst du?“ „Ich will 5min, aber ich laufe 4:50min/km“ „Okay, das passt. Da komme ich mit!“ Das ist zügig aber die Gesellschaft lenkt ab – geh erstmal mit! Den 5min Plan hast du ja auch!


Wir quatschen über die Radstrecke, übers Schwimmen... In Krumpendorf müssen wir über den Bürgersteig laufen. „oh letztes Jahr sind wir hier auf der Straße gelaufen“ erinnert sich Thorsten An einer T-Kreuzung vor uns steht eine ältere blonde Helferin – „Wohin müssen wir?“ „Immer weiter“ „Haha, ja das wissen wir! Rechts oder links?“ Ah, hier links, okay!


Ein Läufer zieht schnell an uns vorbei (wir laufen schon einen 4:50er Schnitt – der muss echt mit 4:30 oder schneller unterwegs sein). Auf seinem Tri-Anzug steht hinten „Süd Tirol Bike Fitting“ – „Guck mal Thorsten, ich glaub ich muss mal zu Süd Tirol Bike Fitting, die sind gut, der hat noch Körner!“ Der Schnelle lacht und gibt uns beim Weglaufen einen Daumen nach oben! Noch ein Witz – ich bin gut drauf heute!


Man ist das schön hier am See! Hoffentlich hab ich dafür gleich in der zweiten Runde noch Augen für! RedBull Zone! Noch viel zu früh! Thorsten freut sich über die RedBull Girls ich mich über die gute Musik! Cooler RedBull Truck steht da!


Nächste Aidstation – „ich nehm Wasser“ – „ich auch“! Das erste Gel geht gut runter! Wir quatschen über unsere Ernährungsstrategie! Sonnenbrille hätte ich vielleicht doch mitnehmen sollen. Ist doch ziemlich hell! Man, die SiS Gels im Anzug nerven! Okay, 2 zur Hüfte runtergeschoben, vielleicht geht das besser


Erster Wendepunkt – „Ey Thorsten, et läuft!“ „Mal sehen, wie lange“ Schon 8km! „Was hat Lise an?“ „Schwarz mit weißen Blumen und bunten Streifen!“ „Okay dann halten wir mal Ausschau auf dem Rückweg!“ Nächste Verpflegungszone – Nur Wasser, Gel später!



Wieder am See – 10km durch – echt gute Zeit – „jetzt ein bisschen Puffer aufbauen“ meint Thorsten „dann läufst du hinten raus immer noch nen 5:10er Schnitt! Jetzt nur noch einen langen Lauf wie im Training!“ Läuft doch gut – das Gespräch mit Thorsten hilft sehr, die Kilometer gehen schnell vorbei.


Wieder am Standpark – Thorsten warnt mich vor „Wunder dich nicht, da steht gleich meine Familie – die sind Mitte 80!“ – okay cool: mehr, die anfeuern! Vorbei an den Oberhausenern – großer Jubel! Quatsch für die Kameras! Wir haben Spaß! „Jetzt wissen die auch dass wir zusammenlaufen“. Ein Stück weiter steht eine große Support Crew mit orangenen Shirts – wir heizen und gegenseitig an, sie werden richtig laut für uns – Wahnsinn, der Support an der Strecke!


Es läuft echt noch locker, jetzt Richtung Innenstadt! Thorsten warnt mich „da kommen gleich ein paar Rampen, die sind nicht ohne! Grade auf der zweiten Runde tun die richtig weh!“ oh, oh, na dann schauen wir mal!


Thorsten analysiert die Läufer, die uns entgegenkommen und nicht mehr so gut aussehen: „Bei dem sind die Oberschenkel zu!“ „Dem tut die Wade weh!“ – Wahnsinn, der Kerl ist ein richtig guter Physio!


14km – Immer noch 5er Schnitt – „Ey Thorsten was geht hier grade? Ein Drittel ist durch und schau mal die Zeit – wie geil!“ Rampe hoch hinter einer Verpflegungsstation – oh oh die tut auf der nächsten Runde bestimmt weh! Über die Straße rüber, der Weg danach ist uneben! Ich kenne die Stelle aus unseren Taperläufen: „Achtung nicht umknicken!“ warne ich Thorsten


Verpflegung läuft super! Alles paletti! Aber die SiS Gels sind im direkten Vergleich zu Maurtens ekelhaft süß und klebrig! Aber der Magen spielt super mit! Jetzt die steile Rampe runter zum Ende des Lendkanals! Pass auf Krämpfe auf, dahinten geht die Rampe wieder hoch! Unter einer Unterführung duch – Über dem Eingang prangt ein Graffiti „WELCOME TO HELL!“ – na vielen Dank!


Zick-Zack hinten wieder hoch – Das hat die Uhr verwirrt, die km stimmen nicht mehr ganz. Thorsten erinnert sich „letztes Mal ging es hier andersrum“! Durch den Park in die Innenstadt – geil, schon 16km durch und es fühlt sich noch echt gut an!


Auf dem Platz am Wendepunkt ist Stimmung! Ich feure die Cafés an und der Platz explodiert! ROOOAAAR! Wie geil!!!! 180 grad Wende – „nach dir!“ Danke Thorsten!


Der Rückweg ist noch lauter! Sind die alle geil drauf hier! Ich fühle mich richtig gut! Auf einem der Tische an der Strecke sitzt eine Gruppe mit vollen Aperol Gläsern. Ich laufe den Tisch mit ausgestreckter Hand an wie eine Verpflegungszone, winke im letzten Moment ab und laufe weiter! Großes Gelächter hinter mit und lautes Gejubel auf dem Platz! Das macht ja richtig Spaß hier! MEGA!


„Jetzt Augen auf für Lise, die muss ja irgendwo hinter uns sein!“ Ich erzähle Thorsten „Wir sind hier in der Nebengasse in einem AirBnB untergekommen!“ Wir kreuzen eine große Straße. Die Fahrbahn ist super uneben, durch die schweren Busreifen. Diese Wellen waren mir schon in einem der Taperläufe zum Verhängnis geworden. Da bin ich übel umgeknickt – 2 Tage vor dem Wettkampf! Also jetzt Augen auf und aufpassen!


Wir laufen an einem Spar vorbei danach eine unerwartet scharfe Rechtskurve in eine Unterführung. Da kommt die böse Rampe am Ende des Kanals wieder. Einfach hochlaufen, nicht drücken! Anfeuerungen von der Seite! Das läuft doch gut! Auf dem Boden steht „THORSTEN“ - das freut ihn!


Rechts steht eine Britin „You boys look amazing! Come on boys! Lets go!” “Die war aber nett“ „Kanntest du die?“ „Nö, trotzdem nett“. Wieder über das unebene Stück zur Straße. Ich weiche nicht links aus! Nicht umknicken!!!


Die 2 SiS Gels sind von der Hüfte gerutscht und scheuern im Schritt! Hat mich die scharfe Kante da grade geschnitten?


Unter der langen Unterführung durch – gleich ist die erste Runde geschafft! Wo ist eigentlich Britta? Ist mit René alles okay? Sie hatte ja gesagt, dass sie nicht an der Strecke ist, wenn was passiert ist. „Wenn bei René was schiefgelaufen ist, dann ist das mental, der ist eigentlich fit genug!“ sorgt sich Thorsten. Da gebe ich ihm recht und hoffe, dass alles okay ist.


Chaos am zweiten Band Stand – fast dran vorbeigelaufen! Ich bekommen mein grünes Haargummi! 21km durch – das ist stark! Aber so langsam werden die Beine schwerer. Ernährung ist noch gut – Bei 2h noch ein SiS! Bah, die Maurtens sind so viel besser! Ich schaue mir die Ernährungsdaten auf dem Maurten Gel an, dass ich noch von der letzten Verpflegungsstation in der Hand hab. Oh, da ist ja auch Salz drin. Dann brauchst du die SiS ja eigentlich gar nicht!


„Shit wir haben Lise gar nicht gesehen, dann ist die direkt hinter uns!“ Wir holen den Süd Tiroler Bike Fitter wieder ein! Da war der Bikefit doch nicht so gut!


Thorsten muss nochmal um’s Eck, wo ist die nächste Aidstation? Nach der nächsten Kurve? Dann muss ich wohl alleine weiter! Wo ist die doofe 27km Marke? Dann noch 15km...


Thorsten erzählt, dass sein Hotel hier irgendwo links sein muss – „Du kommst aber noch weiter mit, oder?“ Am „feel good Boutique Hotel Egger” sitzen Leute an der Strecke auf Barhockern an Stehtischen in der Sonne und trinken Sekt beim Anfeuern – das sieht nett aus!


27km geschafft im 5er Schnitt – geil! Jetzt noch 75min wie 1000x im Training gemacht, aber die Beine sind schwer. Thorsten zieht mich ein wenig, ich muss arbeiten, um an ihm dranzubleiben. Wir werden langsamer – „so langsam merke ich’s“


Bei km 28 dreht Thorsten ab und steuert auf ein Dixi zu. „Danke Thorsten, wir sehen uns im Ziel“. Jetzt bin ich alleine – oh, das wird einsam! I miss my running buddy! Wo kommen auf einmal all meine Gedanken her? Ich gehe die nächste Aidstation (das erste Mal – die vorherigen wurden immer im leichten Trab genommen). Das Anlaufen danach ist hart – dicke Beine – komm, gleich bist du bei 30km! Jetzt wird es mental – ich bin schlapp. Die Müdigkeit drückt mir auf den Kopf und die Augen


Die Schritte werden kürzer, das Tempo geht runter – 5:15min/km – egal, Hauptsache nicht aufhören zu Laufen: „Laufen ist schneller als Gehen!“ (Danke für das Mantra, Judith). René kommt mir entgegen, puh scheint alles gut zu sein bei ihm! „Sieht gut aus, René! Stark“!


Wieder am Strandbad angekommen – noch 11km – das geht unter einer Stunde! Das packst du jetzt! Da sind Britta, Ralf und Jana – toll, dass sie da sind! Ich wackle irgendwie mit den Händen, um ein Winken zu signalisieren. „JANIK, SUPER!!!!“ Ein Lächeln krieg ich auch noch hin!


„JETZT IST’S NUR NOCH MENTAL, JANIK! DU PACKST DAS“ – Danke Ralf, ich tu mein Bestes! „LISE IST DIREKT HINTER DIR“ schreit Ralf noch. Oh oh, die hat mich dann bestimmt gleich, ich laufe 5:40min/km. Die ist bestimmt schneller unterwegs!

Ein Stück weiter macht die Oberhausener Crew Alam! „Wo hast du Thorsten gelassen?“ „Thorsten ist pinkeln!“


Jetzt wieder einsam am Kanal. Rechts stehen zwei Amerikaner, die anfeuern. Auf Englisch hört sich das so cool an. Ich bekomme kaum noch eine Reaktion hin und hab fast ein schlechtes Gewissen. Mit den Händen forme ich ein Herz hinterm Rücken – Danke!


Die 2 SiS Gels nerven nur noch und ich denke gar nicht daran sie zu essen – viel zu klebrig, warm und süß! An der nächsten Aidstation schmeiße ich beide SiS Gels und eine leere Maurten Packung weg und greife mir ein frisches Maurten Gel! Da ist auch Salz drin, also nehm ich einfach die für den Rest. Die wackelpuddingartige Konsistenz der Maurten Gels ist jetzt wesentlich angenehmer. Die krieg ich noch rein!


Meine Beine wollen gehen – Nein, du läufst weiter! Erst an der nächsten Verpflegungszone! An der Aidstation gehe ich ein paar Schritte, nehme Wasser und ein Maurten Gel für später, das ich in der Hand behalte. Haben die RedBull hier? Nein, nur Cola – egal, weiter! Wieder Anlaufen die leichte Rampe hoch – das tut weh, aber ich komme wieder in einen Trab!


2 Zuschauer spielen am Rand Metal Musik – geil das pusht und lenkt ab! 5:40min/km Schnitt ist stabil – das passt doch so! Bring das so ins Ziel! Die steile Rampe am Kanalende wieder runter – gaaaanz vorsichtig und keinen Krampf reinlaufen!


Durch den „Welcome to Hell“ Tunnel – ja, jetzt fühl ich mich echt so! Eine Natalia zieht an mir vorbei – wir wechseln uns ein paarmal ab – mal sie vorne dann ich wieder. Die Zick-Zack Rampe wieder hoch. Der Italiener, der vor mir läuft, furzt unglaublich laut „YES BOY!“ „Oh-e I’m-e so-e sorry-e!“ „You’re fine, get rid of what you don’t need!” – haha das war gut für die Psyche, einmal kurz gelacht!


Die lange Rechtskurve durch den Park, ein Blick über die Schulter, noch keine Spur von Lise, naja die kommt bestimmt gleich! Wieder auf den Marktplatz, alles wird laut!

Die Zuschauer haben ein großes Danke verdient für die tolle Stimmung! Ich mache mit den Händen ein Herz über dem Kopf und applaudiere – wieder eskalieren alle, der Platzt tobt! Oh, das schiebt an, wie geil! Taten mir die Beine weh? 180 grad Kurve – jetzt bloß keinen Krampf. Ganz locker durch und wieder antraben! Sehr gut!


Da kommen mir Lise und Thorsten entgegen, die sind nicht weit hinter mir! Die haben mich gleich! „Come get me!“ – kurze high five in der Mitte! Noch einmal Stimmung beim Verlassen des Platzes – das macht Spaß hier! Ich applaudiere über dem Kopf.


Die nächste Aidstation am Landhaushof hat RedBull, sehr gut! Ihhh der ist warm und schmeckt irgendwie nicht! Hoffentlich gibt er wenigstens ein bisschen Energie! Wieder über die unebene Straße, war der Bürgersteig grade auch so hoch? Die Stufe ist harte Arbeit – ach ja, da sind die müden, schweren Beine! Das Adrenalin vom Marktplatz ist weg.


Am Spar geht Natalia an mir vorbei und wird langsamer, ich geh wieder an ihr vorbei. Die Rampe am Ende des Lendkanals wieder hoch. Ich jogge wie ein 80-jähriger mit 10cm Schritten den Anstieg hoch, die Anfeuerungen an der Seite helfen kaum! Noch 5km – wieder alleine am Kanal – Cruise Control an – bring die 5:40min/km ins Ziel!


Ein Stück weiter: Kopfrechnen nach dem Blick auf die Tageszeit – 17:30Uhr! Das mit den 10h30min könnte noch was werden, wenn du bis 17:51Uhr um Ziel bist – ein bisschen mehr Druck auf die Beine! 10h30min wäre geil! Komm jetzt!


Ich höre Schritte hinter mir – ist das Lise? Nein eine ältere Italienerin auf ihrer ersten Runde läuft an mir vorbei, und stoppt dann neben ihrer Support Crew an der Seite, bekommt Wasser und Verpflegung gereicht – wie unfair! Ich laufe an ihr vorbei! Dann geht sie wieder vorbei, ihre Tochter läuft auf der linken Seite mit und schreit sie auf Italienisch an – Boa das nervt! PFIFF, ein Kampfrichter rast mit dem Fahrrad an mir vorbei und wird neben der Italienerin langsamer – Ha! Karma! Die Tochter läuft unbeirrt weiter. PFIFF, sie guckt sich verdutzt, der Kampfrichter meckert sie an und sie bleibt stehen. Ihr Verhalten macht mich sauer! Beim Vorbeilaufen rufe ich ihr zu „you can’t run with her, that’s coaching!“ „But i’m not her Coach!“ Boa, ist die dumm!!! „You still can’t run with her!” kriege ich noch raus! Sie bleibt stehen und verschwindet hinter mir – ich bin sauer, das Adrenalin beflügelt: 5:10min/km Pace, naja hat es doch was Gutes! Ich beruhige mich wieder.



Km 39 – noch 3! Ich schaue mich um, da ist Lise, Thorsten hat sie wohl stehen lassen. Ich strecke die Hand nach hinten aus zur low five. „No, I can’t“ kommt von hinten „You’re fine, you’re so strong!” Sie zieht vorbei, man ist die schnell! Wir kommen mit irgendwas um 10h30min ins Ziel, das könnte bei Lise für eine Quali reichen denke ich: “Keep running, Kona needs you!“ Lise zieht an und läuft mir weg, wo hat die die Körner her? „Go get that ticket girl“ rufe ich ihr noch hinterher und weg ist sie! Gefühlte 30 Sekunden später sehe ich sie nicht mehr – jetzt wieder Fokus auf mich! Ich hole Natalia wieder ein – sie ist AK 30-34, also keine Gefahr für Lises Hawaii Ticket!


Km 40 – Noch 2! Von rechts schreit jemand: „ALMOST THERE! YOU’RE GONNA BE AN IRONMAN!” – bei mir brechen die Dämme, hat er das grade wirklich gesagt? Schaffe ich das wirklich? Schluchts!


Km 41 – wie können 2km so lang sein? Mein Schnitt wird schneller – Endspurt!!! Die Uhr zeigt 4:45! Jetzt ins Ziel segeln!


JAWOLL JANIK, MEGA, GLEICH GESCHAFFT! Ralf und Jana stehen im Park und feuern an!


Auf den See zu und links ab zum FINISH!!! Da ist noch jemand vor mir, den hol ich mir noch – ich will alleine auf das Finisher Foto! 4:15min/km – jetzt hau alles raus!


Linkskurve – roter Teppich – ich heule los! So viele Menschen, alle jubeln und schlagen mit den Händen auf die Absperrungen. Ich mache wieder das Herz über dem Kopf – mein neues Markenzeichen? Die Rampe hoch zum Bogen – ich sehe Lise im Zielbereich mit ausgebreiteten Armen! Arme hoch! Geschafft!!!


YOU ARE AN IRONMAN, YOU!!!!



Augenkontakt mit Lise, sie heult, ich heule! Noch einen Fistpump die Rampe runter und dann in Lises Arme, wir beide schluchzten! Britta steht hinter dem Zaun des Finisherbereichts: „SUPER!!!!“ Wir drehen uns um für ein Foto! Ich gehe auf eine Freiwillige zu und bekomme meine Medaille. Noch ein Foto mit Lise, Britta gratuliert! Wir liegen uns ungläubig in den Armen, was ist hier grade passiert? Hatten wir beide einen perfekten Wettkampf? Wir sind überglücklich!


Da kommt Thorsten den roten Teppich runter! Arme hoch! „Heeeey Thorsten, neue Bestzeit! Stark!!!“ Eine Freiwillige will Thorsten die Medaille umhängen, er winkt ab – erst eine Umarmung zu dritt! Dann bekommt er seine Medaille! Große Freude – nochmal ein Bild zu dritt!



Jetzt gibt’s Bier! Thorsten geht auf den Stand zu: „Habt ihr auch echtes?“ Die Freiwilligen nicken. Wir greifen jeder eins mit und eins ohne. „Hab ich euch schon gesagt, dass ihr meine Lieblingshelfer seid?“ fragt Thorsten. Wir stoßen an!


Lise geht es nicht so gut, sie setzt sich schon mal während Thorsten und ich Rettungsdecken holen. Eine Freiwillige steht da mit einer Kiste Rettungsdecken. Ich frage sie: „Darf ich auch eine Decke für meine Freun.... äh, Verlobte haben?“ Thorsten steht hinter mir „VERLOBTE heißt das jetzt!“ Wir lachen! Ich bekomme zwei Decken. „Lustig wäre jetzt, wenn ich dir die Decke umhängen würde, Thorsten!“ Wir lachen! Schon wieder zum Scherzen aufgelegt!


Lise sitzt auf einer Bierbank am Zaun, dahinter Britta. Ich lasse mich auf den Boden vor sie plumpsen. Thorsten geht schon mal raus zu seiner Crew für die anderen Oberhausener Athleten. „Britta, was bin ich gelaufen? Unter 10h30min?“ – sie schüttelt den Kopf – „10h31min?“ – sie grinst und nickt „10h31min45sek“! Mist, knapp verpasst aber was für eine Zeit! Das hätte ich mir nicht träumen lassen! Wie gut, dass ich die Medaillengravur schon vorbestellt hatte.


Ich stehe auf und frage 2 Helferinnen und einen Helfer am Verpflegungstisch, wo ich die Medaille gravieren lassen kann. Die eine wusste noch nicht mal, dass das geht. Der Helfer schickt mich auf die andere Straßenseite in das Finisherzelt – dort sollte ich fündig werden.


Wir machen uns auf den Weg aus der Finisherzone. Rechts übergibt sich eine ältere Athletin. Ich habe Augenkontakt mit dem Securityman am Ausgang, er schaut angewidert aus! „Naja, wenigstens weniger Kohlehydrate!“ sag ich mit einem Grinsen – schon wieder ein Witz!


Innige Umarmung mit Britta, sie ist so stolz auf uns! Wir gehen über die Straße. Ein Auto hält an und winkt uns rüber. Ich entschuldige mich per Handzeichen, dass es etwas länger dauert und wackle/humple auf die andere Straßenseite. Das Adrenalin ist weg und ich fühle mich wie einer 90-jährige Omi, die die Straße überquert – wo ist mein Gehwagen?


Britta geht wieder an die Laufstrecke, um René anzufeuern. Wir machen einen Treffpunkt aus für später. Wir verabschieden uns von Britta und gehen rein. Rechts ist das Finisherzelt. Ich gehe schneller als Lise und sie beschwert sich, ich solle warten.


Ich lasse links meine Medaille gravieren, Lise holt rechts ihr Finishershirt ab. Erst finden sie meinen Namen auf der Liste nicht – wie beweise ich jetzt, dass ich die Gravur gekauft hatte? Auf einer handgeschriebenen Liste unter dem Tisch steht dann meine Startnummer. Ich gebe meine Medaille ab und der Volunteer am Lasergerät gibt meine Startnummer ein – 575! „Wow, was eine Schwimmzeit, Reschpekt!“ Danke! Ich bekomme meine Medaille wieder und Lise ist mit ihrem Shirt wieder da. Sie ist auch eine gute Zeit gelaufen und will jetzt auch ihre Medaille gravieren lassen – man kann cash oder mit Karte zahlen. Später will sie Britta fragen, ob sie sich etwas Bargeld leihen kann.


Wir gehen uns umziehen. Ich wackle auf die Bänke im Umkleidezelt zu und lasse mich fallen. Allen geht es ähnlich, wir lachen uns gegenseitig aus! Im Nebenzelt höre ich Lise über ihre Boom Echos reden – grade einen Ironman gefinished und schon wieder am ON-fluencen! Stark!


Mich spricht mein Sitznachbar an: „Bist du nicht em.janik? Instagram hat mich dich gestern vorgeschlagen!“ „Ja, wie cool!“ Wir quatschen ein wenig. Sein Wettkampf war auch gut. Er heißt Eik van Dijk, spricht aber mit österreichischem Akzent – netter Typ. Wir wollen uns über Instagram connecten. Ich habe eine OP-Maske in der Wechseltasche – Das Immunfenster ist jetzt sperrangelweit offen! Ich gehe raus. Ein Typ im Zelt hat seinen kleinen Welpen dabei. „War der die ganze Zeit in der weißen Tüte?“ Ich finde mich unglaublich witzig – er nicht. Im letzten Gel muss ein Clown gewesen sein!


Ich warte draußen auf einer Bank auf Lise. Marcel von der Radstrecke spricht mich an, wir quatschen kurz. Lise kommt raus „you still need to pick up your shirt!” Oh ja, schnell hin und ein M abgeholt! Alle sind supernett und gratulieren!


Im Verpflegungszelt ist nicht an Essen zu denken, der Magen hat für heute Feierabend! Lise isst etwas Melone und wir trinken Wasser und Lemonwater. Lise erzählt, dass jeder Österreicher mit „HOP HOP HOP“ ein flämisches „paardje in galop“ in ihr ausgelöst hat. Der Belgier uns gegenüber schaut stutzig auf und wir kommen ins Gespräch. Er hatte einen semi-guten Tag und viele Rückenschmerzen auf dem Rad. Vielleicht ein Kandidat für einen Bikefit? Wir verabschieden uns und schleichen zur Laufstrecke zu Britta, Ralf und Jana. Es beginnt zu regnen!


Am Park angekommen werde wir von Ralf umarmt und beglückwünscht. Britta und Jana sind grade in der Pizzeria auf der Toilette und einen Kaffee holen. Wir setzen uns auf eine Rettungsdecke und warten auf René. Britta und Jana kommen zurück! Wir umarmen uns!


Dann kommt irgendwann René aus Krumpendorf zurück! Er hat sogar eine Kopflampe dabei! Hatte er die schon in Voraussicht in die Wechseltasche gepackt? Er muss jetzt noch einmal nach Klagenfurt und zurück! Ich laufe ein paar Meter über die Wiese an der Strecke längs: „DU PACKST DAS RENÉ! BRING DAS JETZT ZU ENDE! YOU’RE GONNA BE AN IRONMAN!“ René verschwindet im Dunkeln. Das Laufen war ein Fehler, ich humple zurück zu den anderen.


Mittlerweile gießt es in Strömen. Wir beschließen uns eine neue Stelle zum Anfeuern zu suchen. Vielleicht das Rondell im Park? Auf dem Weg dorthin merke ich, dass meine Füße in den Flip-Flops völlig durchnässt sind, aber mir ist komischer Weise nicht kalt. Wir halten es vielleicht 10min am Rondell aus, versuchen uns unter Rettungsdecken vom Regen zu schützen aber es pladdert so sehr, dass nichts mehr trocken bleibt.


Wir beschließen, zum Zielbereich zu gehen in der Hoffnung uns irgendwo unterstellen zu können. Ralf holt schon mal das Auto. Wir stehen erst unter einem Pavillon dicht gedrängt mit vielen anderen – das ist super für das schwache Immunsystem nach dem Wettkampf. Auf der anderen Seite des Zielbereichs ist ein Bierstand, der noch relativ leer aussieht. Ich gehe vor und schaue nach – tatsächlich, hier passen wir alle locker drunter. Ich winke die anderen rüber. Fröhlich und trocken stehen wir an der Theke. Ich organisiere von der Bedienung einen Lappen und wische ein vom Regen nasse Bank ab, auf die wir uns setzen können. Jetzt heißt es warten auf René. Auf der Zielgraden läuft jemand mit einem Karton auf und ab und verteilt Regenponchos mit dem i-Dot logo drauf! Davon hole ich uns 4! Endlich ein bisschen Schutz gegen den Regen.


Britta FaceTimed mit Johanna, sie wäre gerne beim Zieleinlauf ihres Papas mit dabei. Ich biete an das Telefon zu halten, während Britta Bilder macht. So machen wir das! Wir werden den Videocall aufnehmen, damit René sich das später nochmal anschauen kann. Britta’s powerbank ist leer und ihr Handy hat noch 20% - hoffentlich reicht das! René sollte vor 3min bei km 41,1 durch sein – wo bleibt er? Ist alles okay? Dann klingelt Britta’s tracker! René ist bei 41,1km durch. Jetzt ist er gleich da!


Britta und ich gehen zur Ziellinie, ich rufe Johanna auf Britta’s Handy an. Jana und Lise bleiben am roten Teppich stehen und warten auf René. Es ist total laut und wir verstehen uns kaum. Dann biegt eine Stirnlampe um die Kurve – „Siehst du das Licht dahinten Johanna? Das ist dein Papa!“ SUPER RENÉ!!!! Er hat’s auch geschafft! René rennt im Vollsprint über die Ziellinie und wird von einem Fotographen aufgehalten – das Finisherfoto muss er nochmal machen! René wird im Zielbereich abgelichtet. Wir rufen ihn, aber René geht wie in Trance durch die Wechselzone zum Verpflegungsstand. Nach dem fünften Mal rufen sieht er uns und kommt zum Zaun, wird von Britta begrüßt und beglückwünscht und spricht kurz mit Johanna am Telefon.


Lise und Jana kommen zu uns und wir laufen zum Ausgang des Zielbereichs. Große Umarmung und Beglückwünschung mit René – stark abgeliefert! Wir gehen in die Finisherzone und eine Freiwillige zieht René sofort raus – sie hat seine Startnummer auf der Liste der Medaillengravuren gefunden und geleitet ihn sofort zu dem Gravur Zelt – was ein Service! Ich bleibe bei der Gravur, während René sein Finishershirt abholt und sich umziehen geht. Später muss er noch für die Gravur unterschreiben. Lise leiht sich von Britta 20€, um auch ihre Medaille gravieren zu lassen. René ist fertig umgezogen, unterschreibt und wir gehen wieder raus zu Britta, Ralf und Jana.


Jetzt müssen wir rüber zur Wechselzone, um die Räder abzuholen – „geht das nicht morgen?“ fragt René – nein leider nur bis Mitternacht. Ralf bietet an uns mit dem Auto zur Wechselzone zu bringen – der Retter in letzter Not! Britta geht zu Fuß in die Wechselzone, wir drei frischgebackenen Ironman setzen uns auf die Decke von Spotty, um die Rückbank nicht völlig zu durchnässen. Unsere weißen Beutel verstaut Ralf im Kofferraum! Jana steigt vorne ein!


An der Wechselzone herrscht großes Chaos, überall werden Fahrräder aufgeladen – es ist unglaublich voll! Ein Stückchen am Eingang vorbei findet Ralf einen Parkplatz – Ralf und Jana warten am Auto auf Britta und wir holen unsere Fahrräder aus der Wechselzone.


Ich schnappe mir meine anderen beiden Beutel und mein Rad, verstaue die Radschuhe, die noch an den Pedalen hingen in einer der Taschen und treffe die anderen beiden in der Schlange am Check-out. Ach ja, den Chip brauchen wir ja zum Auschecken. Sich jetzt mit den 3 Taschen auf dem Rücken und dem Fahrrad in der Hand zum Knöchel zu bücken und den Chip abzunehmen ist eine Riesenaufgabe – puh geschafft. Ich halte René’s Fahrrad, während er seinen Chip entfernt. Ein Freiwilliger hilft der Athletin vor uns aus dem Chip, während sie ihre Klamotten festhält – so einfach hätten wir es auch haben können. Die nächste Freiwillige winkt mich zu sich – jetzt bin ich dran. 575 – Nummer auf den Taschen, auf dem Armband, auf dem Rad – alles gut, ich darf raus.


Wieder am Auto von Bells angekommen, kommt uns auch schon Britta entgegen, sie hat das weit entfernt geparkte Auto schon mal näher an die Wechselzone geholt – was ein Service! Ralf und Jana sorgen sich noch darum wie Lise und ich mit all den Taschen und den Fahrrädern nach Hause kommen aber wir winken ab – das schaffen wir schon. Wir haben ja große Rucksäcke in Gökes‘ Auto, da passt alles rein und dann fahren wir mit dem Rad heim. Ok – Wir verabschieden uns von Bells. „Vielen Dank für all euren Support – das war riesig!“


Dann gehen wir zu Gökes’ Auto und holen unsere restlichen Sachen ab. Gleich erstmal das Handy anmachen – das explodiert bestimmt! Die Rucksäcke sind doch nicht so groß wie gedacht und die letzte Tasche will nicht passen. Britta nimmt mir die letzte Tasche und den Rucksack ab – „wir fahren euch die Taschen eben zu euch! Das ist kein Problem!“ – ich habe fast ein schlechtes Gewissen – So viel Hilfe und Support! Das ist Wahnsinn! Aber ich hin tierisch froh über das Angebot und nehme dankend an.


Wir packen unsere Taschen wieder in Gökes‘ Auto und steigen auf unsere Räder – oh das war schon mal gemütlicher! Die roten Rücklichter an und auf geht´s! Wir fahren über die Laufstrecke am Lendkanal längs. Wir überholen einige Athleten, die teilweise ihr grünes Bändchen noch nicht haben – was für eine Höllenqual, die haben noch fast 30km vor sich und sehen alle aus wie das absolute Elend! Unsere Anfeuerungen werden maximal mit einem müden Grunzen erwidert – mit denen will ich jetzt nicht tauschen! Es ist mittlerweile 22:30Uhr. Ich drücke allen die Daumen, dass die Cutoff Zeit nicht zu nahe rückt.


An den Verpflegungsstationen rufen wir im Vorbeifahren noch ein lautes DANKE den Freiwilligen zu – die stehen hier auch seit Stunden im Regen und machen einen Riesenjob jeden einzelnen Athleten noch anzufeuern! Angekommen in der Stadt und auf dem Lindwurmplatz, an dem wir wohnen – „hey Lise, lets wait on this side so Gökes don’t have to drive around!“ – aber Gökes stehen schon vor unserem Apartment und warten! Wow, das ist so lieb! Wir holen unsere Taschen aus dem Auto und verabschieden uns von Britta und René – morgen früh wollen wir schreiben und uns vielleicht zum Brunch treffen.


Die Treppe zu unserem Apartment fühlt sich irgendwie länger an als sonst, schwer bepackt mit unseren Taschen und Rädern auf der Schulter! Fast geschafft! Endlich wieder in der Wohnung, die Sachen einfach dort hingelegt, wo Platz ist – die Räder an die Wand gelehnt.


Wir machen unsere Handys an – mehr als 800 neue Nachrichten – Wahnsinn! Während Lise auf der Toilette sitzt rufen schon ihr Cousin Jeroen und eine Freundin Vic über FaceTime an! Lise geht trotzdem ran und telefoniert im Sitzen! Wir sprechen kurz und erzählen, wie es war. Danach sind unsere Eltern dran – Lises Mama, dann Lises Papa und Stiefmutter, dann meine Eltern. Alle sind so unglaublich stolz auf uns!


Wir gehen beide mit unseren Trisuits duschen und spülen die Neos aus. Ich nehme auch meine Radschuhe unter die Dusche und wasche sie aus – hoffentlich stinken die nicht so! Danach sitzen wir nebeneinander im Bett und beantworten Nachrichten – der Support von allen ist der absolute Wahnsinn! Wie viele Leute mitgefiebert haben!!!


Lise legt irgendwann ihr Handy weg und schläft ein – ich bin noch zu unruhig zum Schlafen und beantworte noch bis 1 Uhr morgens meine Nachrichten. Dann gehe auch ich schlafen!



DANKSAGUNG:

- Andi Hedwig, der beste Coach den ich mir wünschen könnte! Danke dir für endlose Trainingsstunden, einen Plan der mich optimal vorbereitet hat, und deine Flexibilität! Ohne dich wäre das alles nicht möglich gewesen!


- Lise, my partner in crime! Du kannst dir nicht vorstellen, wie dankbar ich bin, dass wir diese unglaubliche Reise zur Finishline in Klagenfurt zusammen angehen konnten. Ich freue mich jetzt schon auf unsere nächsten großen Ziele und kann es kaum abwarten den Rest meines Lebens mit dir zu verbringen!


- René Göke, der dritte Musketier! Du hast so unglaublich stark abgeliefert und den Tag mit deinem Finish perfekt gemacht! Vielen Dank für alle Fachsimpeleien der letzten Monate und Jahre! Die Vorbereitung hat mit dir zusammen sehr viel Spaß gemacht – gerne wieder!


- Britta Göke, die wohl beste one-women support crew die es gibt! Du hast es nicht nur geschafft, drei völlig gestresste Triathleten vor ihrem ersten Ironman im Zaum zu halten (absolute Hochachtung!), sondern hast alles noch super gut dokumentiert und unsere Eltern und Freunde über diverse Kanäle an dem Event teilhaben lassen! Danke für deinen riesigen Support! Auch ohne dich wäre der Ironman wahrscheinlich nicht so toll gewesen!


- Ralf Bell, den es leider kurz vor dem Wettkampf erwischt hat! Danke für deine tolle Unterstützung am Streckenrand! Es beweist wahre Größe, andere im Wettkampf anzufeuern, an dem man selbst gerne teilgenommen hätte, und sich seinen Frust nicht anmerken zu lassen! Aber ich bin mir sicher, irgendwann trinken wir noch ein gemeinsames Langdistanzfinisherbier!


- Jana Bell, auch dir einen herzlichsten Dank für deine Unterstützung am Streckenrand. Grade nach hintenraus war das Wetter echt ungemütlich, aber du hast trotzdem alles gegeben!


- Thorsten Wagener, mein neuer Lauffreund! Endlich haben wir uns in Klagenfurt kennengelernt, und dann gleich so intensiv! Die 25+ Laufkilometer haben den Marathon wesentlich kürzer erscheinen lassen! Vielen Dank für deine Gesellschaft – ich habe das Gefühl, dass wir auch in Zukunft öfters mal zusammen unterwegs sein werden!


- Aline Pierzina und das ganze Oberhausener RWO Endurance Team! Ihr habt es geschafft einen fremden Athleten am Wettkampftag in eure Gemeinschaft einzubeziehen und als einen von euch anzufeuern! Eure Stimmung am Streckenrand war überragend!


- Judith Laichter, du hast ein paar Wochen vor uns in Roth richtig gut vorgelegt und uns mit deinem Rennbericht richtig heiß auf Klagenfurt gemacht! Dein „Laufen ist schneller als Gehen“ werde ich sicher noch in vielen, vielen Wettkämpfen nutzen!


- Caro Lehrieder, der Unglücksrabe von Kärnten! Ein Platten nach 5km ist so bitter! Ich hoffe, dass du im nächsten Wettkampf deine Revanche! Es war schön, dich im Mohrenwirt kennenzulernen! Vielleicht sieht man sich nochmal bei einem Wettkampf – bis dahin, alles Gute!


- Sarah Karpinski, the professional triathlete from the international On Run Crew! I love how social media can bring likeminded people together! It was so great meeting you and cheering you on on the run course! I hope you had a great time in Europe!


- Das Team vom Rennradhotel Mohrenwirt! Mittlerweile fühlen Lise und ich uns bei euch wie zu Hause und nach unserer Verlobung auf eurem Steg ist Fuschl nun ein noch besonderer Ort für uns! Danke für eure Gastfreundschaft in den letzten Tagen vor dem Ironman! Wir sehen uns ganz bald wieder zu einem Trainingslager!


- Marathon und Triathlon Mülheim e.V. – dat beste Team, wo gibt! Danke für eure endlose Unterstützung! Es war überwältigend wie viele von euch den ganzen Tag mitgefiebert haben! Ich freue mich auf ganz, ganz viele Wettkämpfe mit euch in der Zukunft!


- Felipe Servia – der Triathlet aus Bolivien! Talking to you the night before the race calmed me down and made me realize I was well prepared! I really appreciate it and wish you all the best for your race in Mallorca!


- Die Füße im Wörthersee! Wie gerne würde ich rausfinden, wer der Triathlet ohne Ärmel am Neo war, der mit so schönen Wasserschatten gegeben hat! Vielen Dank für die perfekte Pace im Wasser!


- Alle anderen Athleten die beim Ironman Austria an den Start gegangen sind. Die Stimmung war perfekt und ich habe es genossen mit euch auf der Strecke zu sein! Riesen Glückwunsch an alle Finisher!


- Alle freiwilligen Helfer beim Ironman! Ihr seid die eigentlichen Helden des Wettkampf – ohne euch wäre nichts von alledem möglich! Danke für euren stundenlangen Support!


- Und „last but not least“ meine Familie und Freude! Das Ironman Training ist lang und kostet Zeit! Ich weiß, dass 7-Stunden Einheiten an Wochenenden nicht immer einfach sind um Dinge zu planen! Danke, dass ihr das alles mitgemacht habt und zurückgesteckt habt um mir meinen Traum zu ermöglichen! In den kommen Monaten wird alles versäumte nachgeholt!

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